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München - Es ist noch nicht lange her, da erlebten Wohnungsbaugenossenschaften in München einen kleinen Boom: Seit 2015 gründeten sich hier mehr als ein Dutzend neue Wohnungsbaugenossenschaften. Ihr Versprechen: günstige Mieten und kreative Wohnkonzepte. Dachgärten, Werkstätten und Gemeinschaftsräume sollten die Nachbarschaft fördern. Einziehen können allerdings nur Mitglieder – und um eines zu werden, muss man Anteile der Genossenschaft kaufen.
Die Stadt setzte im Kampf gegen die teuren Mieten auch auf Genossenschaften. In den vergangenen Jahren vergab sie einen Teil ihrer Grundstücke vergünstigt an sie – zum Beispiel auf dem Areal der ehemaligen Bayernkaserne im Münchner Norden und in Freiham am westlichen Stadtrand.
Doch nun stellen sich immer mehr Genossenschaften die Frage, ob sie die Projekte aufgrund der gestiegenen Baupreise überhaupt noch stemmen können. Etwa 1.000 Genossenschaftswohnungen mit bezahlbaren Mieten können womöglich nicht gebaut werden, schätzt Thomas Schimmel. Er gehört zum Vorstand der Gima, einem Zusammenschluss von 31 Wohnungsbaugesellschaften.
In Neufreimann, besser bekannt als Bayernkaserne, hat sich eine Genossenschaft, die auf einem städtischen Grundstück 200 Wohnungen errichten sollte, vor Kurzem zurückgezogen. Wer stattdessen das Grundstück bebaut, ist noch nicht klar. Denn zuletzt bewarben sich immer weniger Genossenschaften um städtische Grundstücke, schildert Christian Müller, der Chef der SPD-Fraktion. Und das obwohl die Stadt bei diesen Grundstücken auf einen Gewinn verzichtet.
Auch in Freiham sind genossenschaftliche Wohnbauprojekte gefährdet: Im ersten Bauabschnitt sollen Genossenschaften etwa 500 Wohnungen bauen. Etwa ein Drittel davon ist von der Fertigstellung noch weit entfernt.
Und ob die Genossenschaften die Projekte jemals beenden können, ist fraglich. So schildert es Ariana Groß, die auch im Vorstand der Gima sitzt.
Das Problem: Um den Zuschlag für die städtischen Grundstücke zu erhalten, verpflichteten sich die Genossenschaften, dass die Miete nicht über 13,50 Euro pro Quadratmeter liegt. Gleichzeitig sind laut Groß die Baupreise in den vergangenen eineinhalb Jahren enorm gestiegen: von etwa 2.800 Euro auf 4.000 Euro pro Quadratmeter. Fazit: "Bei unseren Mitgliedern wächst die Sorge, wie sie die Bauprojekte finanzieren sollen", sagt Groß.
SPD und Grüne wollen verhindern, dass die genossenschaftlichen Bauprojekte doch noch platzen. Gemeinsam stellen sie deshalb nun zwei Anträge. Sie fordern, dass die Stadt Genossenschaften mit einem zinslosen Darlehen oder einer Förderung unterstützt. So sollen die Teuerungen in der Baubranche ausgeglichen werden – bei bestehenden, aber auch bei zukünftigen Projekten.
Wie genau das Konzept aussieht und wie viel Geld die Stadt bereitstellt, muss nun das Planungsreferat erarbeiten, schildert SPD-Chef Müller. Schließlich muss die Förderung am Ende auch rechtskonform sein. Müller geht davon aus, dass die Stadt einen zweistelligen Millionenbetrag investiert.
Außerdem beantragen SPD und Grüne, dass die Stadt Beratung von Genossenschaften auch im nächsten Jahr finanziert. Müller erhofft sich von den Anträgen ein starkes Signal für die Genossenschaften. Denn schon in den nächsten Wochen könnten einige weitere ihre Projekte auf den Prüfstand stellen, befürchtet er.
Für ihn sind die genossenschaftlichen Bauprojekte auch deshalb so wichtig, weil sie sich an Leute richten, die für eine Sozialwohnung zu viel, aber auf dem Münchner Mietmarkt doch zu wenig verdienen: "Ein Jahreseinkommen von 100.000 Euro bedeutet für eine Familie in München noch lange keinen Reichtum."